Es ist ein wunderbarer Sommertag. Der Himmel erstrahlt in einem tiefen Blau. Es geht ein leichter, angenehmer Wind. Herr Kaufmann, Leiter einer Stabsstelle für Projektmanagement und Organisationsentwicklung, wirkt dennoch angespannt. Er beißt sich auf die Unterlippe, er atmet schwer.
Ich frage ihn: „Herr Kaufmann, wie sind Sie gerade hier?“
„Herr Brizzolara, ehrlich gesagt, ich bin kurz davor alles hinzuschmeißen.“
„Alles, Herr Kaufmann?“
„Meinen Job, Herr Brizzolara, meinen Job!“
„Was ist geschehen?“
„Herr Brizzolara, Sie wissen ja, es ist meine Aufgabe, den drei Vorständen regelmäßig Bericht über den aktuellen Stand aller Projekte im Unternehmen zu erstatten. Wieder einmal haben mir nicht alle Projektleiter ihren Projektstatus gesendet. Und das, obwohl ich sie mehrmals erinnert habe! Somit war ich heute Morgen im Meeting wieder einmal nicht voll auskunftsfähig. Ich konnte mir wieder einmal anhören, dass das so nicht ginge.“
„Welche Emotion nehmen Sie in dieser Situation in sich wahr?“
„Hilflosigkeit, Herr Brizzolara, einfach nur Hilflosigkeit.“
„Hhm, Hilflosigkeit?“
„Nun ja, … was soll ich denn auch tun? Ich habe keine Weisungsbefugnis gegenüber den Projektleitern und die Vorstände lassen mich im Regen stehen.“
„Was haben Sie denn schon versucht, um die Situation zu verändern, Herr Kaufmann?“
„Nun ja, … die Projektleiter habe ich auf die Wichtigkeit ihrer Berichte aufmerksam gemacht und die Vorstände schon vor Monaten informiert wie es läuft, nämlich schlecht. Außerdem will ich mich nicht weiter mit den Projektleitern anlegen, weil ich von ihnen abhängig bin.“
„Herr Kaufmann, wie erklären Sie sich das Verhalten der Vorstände?
„Tja, die stecken in einer komplizierten Situation fest, Herr Brizzolara. Die sind sich untereinander nicht grün. Selbst wenn die drei Herren eine Entscheidung treffen, heißt das noch lange nicht, dass etwas umgesetzt wird. Es gibt da nämlich einen, der im Nachhinein bereits getroffene Entscheidungen immer wieder torpediert und die anderen beiden lassen sich das gefallen. Diese Situation gefährdet mittlerweile sogar den Erfolg meiner eigenen Projekte.“
„Hhm, verstehe. Und die Projektleiter?“
„Die merken natürlich, dass ich auf weiter Flur alleine stehe. Die denken nicht an das große Ganze.“
„Herr Kaufmann, ich schlage vor, dass wir zunächst Ihr Gefühl von Hilflosigkeit in dieser Situation und alle damit verbunden Auswirkungen systematisch und ergebnisoffen beleuchten.
Schritt für Schritt schälen wir gemeinsam Ihr Kernthema heraus. Dann definieren Sie ein für Sie wirklich attraktives und durch Sie selbst erreichbares Ziel. Für die Umsetzung betrachten wir auch, welche Ihrer Werte und Motive Sie als Stärke für Ihre Zielerreichung einsetzen können. Und schließlich begleite ich Sie dabei, einen konkreten Maßnahmenplan zu entwickeln. In Ordnung?